Vereinsgeschichte

Von Bernd-Volker Brahms

Der VfR Heisfelde wurde am 24. Juni 1924, gegründet. Es war damals die Zeit der Weimarer Republik. Seit dem 1. Weltkrieg waren gerade erst sechs Jahre vergangen. Die Zeit war bestimmt von großer Unsicherheit. Es bemühten sich viele politische Kräfte um die Macht in der neuen demokratischen Gesellschaft. Das Leben wurde für viele Menschen in dieser Zeit fast unerträglich. Durch die gerade überstandene Inflation hatten viele ihr ganzes Vermögen verloren. Ein großer Teil der Bevölkerung war in dieser Zeit arbeitslos. Auch sportlich waren die Deutschen, nach dem verlorenen Krieg, noch nicht wieder rehabilitiert. Bei den 1924 in Paris stattfindenden Olympischen Spielen durften deutsche Sportler noch nicht wieder teilnehmen.

Der VfR Heisfelde wurde in einer Krisenzeit gegründet
Es ist erstaunlich, dass gerade in einer solchen Krisenzeit der VfR Heisfelde gegründet wurde. Man hätte annehmen können, dass die Leute mit anderen Problemen beschäftigt waren, als sich gerade darum zu kümmern, einen Fußballclub zu gründen. Zumal es bis dato ein Privileg der Städte war, sich in einem Sportverein zu versammeln. Gerade deshalb hatten die Gründungsväter des VfR Heisfelde wahre Pionierarbeit zu leisten, als sie sich am 24. Juni 1924 in Barkeis Garten, einem damals bekannten Ausflugslokal, trafen. Die acht Gründer des "Verein für Rasensport Heisfelde" waren alle kaum mehr als 20 Jahre alt, und brachten keinerlei Erfahrungen in der Vereinsführung mit. Einige von ihnen hatten lediglich in einem der umliegenden Vereine Fußball gespielt.
Wie aus den alten Vereinsprotokollen hervorgeht, wählte man in der Gründerversammlung Allert Brauer zum 1. Vorsitzenden und Bernhard Feldmann zum Schriftführer. Den monatlichen Vereinsbeitrag legte man auf eine Mark fest - einen für die damalige Zeit hohen Betrag, wenn man bedenkt, dass beispielsweise das Briefporto bei nur zehn Pfennigen lag. Einen Anschluss an den bereits bestehenden Arbeiter-Sport-Verein lehnten die Gründungsväter ausdrücklich ab.

Am Anfang stand noch kein Fußballplatz zur Verfügung
Ein grosses Problem für die Männer der ersten Stunde war die Sportplatzfrage. Man hielt in Heisfelde Ausschau nach einer geeigneten Wiese, um hier Fußball zu spielen. Gleichzeitig versuchte man, genügend Mitspieler für eine Mannschaft zu finden, um überhaupt erst eine Sollstärke von elf Spielern zu erreichen. Dieses Problem stellte sich jedoch als nicht all zu groß dar, so dass schon bald diverse Freundschaftsspiele auf den Plätzen der Gegner ausgetragen werden konnten. Punktspiele, oder wie man damals sagte , Verbandsspiele, gab es nur bei den Größen. Germania Leer, der Verein, der neun Jahre vor dem VfR Heisfelde gegründet wurde, war damals beispielsweise schon etwas weiter. Die Germanen waren bereits seit 1919 an den Norddeutschen Fußballverband (NFV) angeschlossen. Den ersten provisorischen Fußballplatz bekam der VfR Heisfelde noch in seinem Gründungsjahr.

Der erste Sportplatz war am Moorweg in Heisfelde
Auf dem Gelände der Familie Hermann Rademacher am Moorweg, in der Nähe von Barkeis Garten, wurde eine freie Wiese als Fußballplatz hergerichtet. Die Tore wurden selbst zusammengezimmert. Am 21. Dezember 1924 wurde der Platz mit einem Pokalturnier eröffnet. Als Gastmannschaften hatte man Germania Leer II, Union Weener und den SV Bunde eingeladen. Für den Sportplatz musste der Verein eine jährliche Miete von 200 Mark aufbringen. Bereits Anfang 1925, als der VfR Heisfelde schon zwei Fußball-Mannschaften zusammengestellt hatte, schloss man sich dem Gau Ostfriesland im Norddeutschen Fußballverband an. Trotzdem dauerte es bis zum August 1926, ehe die mittlerweile drei Herrenmannschaften und eine Jugendelf zu den Verbandsspielen angemeldet werden konnten. Der Grund dafür lag darin, dass bis dato noch gar keine Punktspiele auf Bezirksebene durchgeführt worden waren. Die Heisfelder hatten bis dahin Donnerstagabends und an den Sonntagvormittagen Trainingspartien ausgetragen.

 

In den Anfangsjahren des VfR Heisfelde hat es ein bis heute legendäres Fußballspiel auf dem ersten Platz am Moorweg gegeben. Ende der zwanziger Jahre gastierte Borussia Dortmund in Heisfelde und wurde mit 3:2 bezwungen. "Ich hatte damals kein Geld für eine Eintrittskarte und bin unter dem Zaun durch gekrochen", wusste der spätere Ehrenvorsitzende Heinz Siemens noch ganz genau. In welchem Jahr und unter welchen Umständen das Spiel zustande kam, konnte aus den alten Vereinsunterlagen nicht ermittelt werden. Dass die Begegnung stattgefunden hat, davon zeugen nur noch die Erzählungen der wenigen heute noch lebenden Leute, die damals live dabei gewesen sind.

Ende der 30er Jahre war Borussia Dortmund zu Gast
In den ersten Jahren des Vereinsbestehens fand monatlich eine Versammlung statt, zu der in der Regel alle Mitglieder erschienen. Dies war möglich, da die Mitgliederzahlen nicht stark anstiegen. Im Jahre 1926 waren es noch 70 gewesen; danach nahm die Zahl der Vereinsangehörigen wieder ab und pendelte sich bis in die Kriegsjahre auf 50 Mitglieder ein. Die Versammlungen wurden in den dreißiger Jahren zunehmend durch die politischen Umstände geprägt. In den Protokollen bekommt der Vereinsvorsitzende die Bezeichnung des Vereinsführers. Zudem wurden die Versammlungen mit einem Sieg-Heil auf den Führer und das Vaterland eröffnet. Ein Blick in das Protokoll der Jahreshauptversammlung vom Juli 1938 macht deutlich, wie sehr auch ein provinzieller Sportverein, wie es der VfR Heisfelde war, mit dem nationalsozialistischen Gedankengut konfrontiert wurde: der Dietwart hielt dann eine kurze Ansprache und verlas u.a. aus Adolf Hitlers ,,Mein Kampf Seite 452, 453 und 454 folgenden Teil Erziehungsgrundsätze des völkischen
Staates. Die Ausführungen wurden von den Anwesenden mit Begeisterung aufgenommen, heißt es in den alten Vereinsunterlagen.

Im  Krieg kommt der Sportbetrieb zum Erliegen
Zwei Jahre später, also Mitte 1940, kommt der Spielbetrieb und damit fast das ganze Vereinsleben zum Erliegen. Immer mehr Vereinsmitglieder werden eingezogen. Die Herrenmannschaft wird von den Punktspielen zurückgezogen. Nur die bestehende Jugendmannschaft trainiert noch während der ersten Kriegsjahre weiter. Sie gewinnen 1941 sogar noch die Kreismeisterschaft." Wir gewannen damals im entscheidenden Spiel gegen Oldersum durch ein Bogenlampentor von Gebhard Olthoff", erinnerte sich Heinz Siemens. Der spätere Vereinsvorsitzende hatte schon damals als Jugendlicher sein Organisationstalent bewiesen. "Ich hatte für die gesamte Mannschaft neue Sportkleidung besorgt". so der damals 17-jährige. "Ich bekam dafür von meinen Mitspielern je fünf Kleidermarken-Punkte, die diese von den Eltern mitgebracht hatten". Nach dem Krieg war die Liste der gefallenen Vereinsmitglieder lang. Insgesamt 22 Sportkameraden kehrten aus dem Krieg nicht wieder zurück.
Im September 1945 fand im Schützengarten die Neugründungsversammlung des VfR Heisfelde statt. Die Militärregierung hatte bestimmt, dass alle Vereine sich aufzulösen hatten und sich unter einem anderen Namen neugründen mussten. So wurde der Verein für eine kurze Zeit pro forma in Ballsportverein (BSV) Heisfelde umbenannt. Der Verein musste fünf Vorstandsmitglieder wählen, die keine Funktionäre in der NSDAP gewesen waren. Man wählte Gerd Visser zum Vorsitzenden. Bedauerlicherweise stand den Heisfeldern zu dieser Zeit ihr Fußballplatz bei Barkeis Garten nicht mehr zur Verfügung. Der bisherige Vereinswirt Wilhelm Barkei wollte die Wiese selbst nutzen.
Eine neue Heimat fand der Verein etwas später auf dem Gelände hinter dem Schützengarten. Heute befindet sich hier das Leeraner Freibad. Der Platz wurde in harter Arbeit von den Mitgliedern hergerichtet. In einem alten Protokoll heißt es Seinen Dank sprach er den Mitgliedern aus ,die den Sportplatz in Ordnung gebracht haben, insbesondere Kaufmann Ukena, der das Gespann zur Verfügung stellte....

Der VfR zieht zum Schützengarten um
Mit Arthur Hönscher, dem Besitzer des Schützengartens, wurde 1950 ein Pachtvertrag abgeschlossen. Die Pachtbedingungen waren für den Verein sehr günstig. Man musste lediglich 10 Prozent vom Reingewinn abführen, den man durch die Veranstaltungen auf dem Platz erzielte. Allerdings war der Platz häufig in einem miserablen Zustand. Die alljährlichen Schützenfestbesucher zertrampelten den Rasen. Der VfR Heisfelde erlebte auf diesem Platz aber auch seine sportliche Blütezeit. Die 1 .Mannschaft war im Herbst 1946, bei der Neueinteilung der Spielklassen in die Bezirksliga eingegliedert worden. Die erste Saison begann der VfR Heisfelde mit einem Fehlstart. Nach der Hinrunde lag die Mannschaft um Spielführer Heinz Siemens auf dem vorletzten Tabellenplatz.

In der Rückrunde allerdings gewann das Team gegen fast alle namhaften ostfriesischen Mitkonkurrenten. Sogar der spätere Meister Kickers Emden wurde auf eigenem Platz mit 5:1 bezwungen. Über 1000 Zuschauer erlebten das historische Spiel damals mit. Im Jahre 1950, ein Jahr nach einem knapp entronnenen Abstieg, standen die Heisfelder punktgleich mit dem TuS Borkum an der Tabellenspitze der Bezirksliga. Ein Entscheidungsspiel musste über den Aufstieg in die Amateurliga, der damals zweithöchsten Spielklasse entscheiden. An einem glühend heißen Sonntag wurde der TuS Borkum mit 2:0 besiegt. Vier Jahre lang konnte der VfR Heisfelde diese Klasse, die später in Verbandsliga umbenannt wurde, halten.

 

Ausgerechnet im Jahre 1954, also zum Zeitpunkt des 30-jährigen Vereinsjubiläums, muss der VfR In den sauren Apfel des Abstiegs beißen. Im selben Jahr beginnt mit der Wahl von Heinz Siemens zum 1. Vorsitzenden eine neue Ära für den Verein. Der damals 30-jährige sollte für die nächsten 20 Jahre die Geschicke des VfR Heisfelde maßgeblich mitgestalten. Unter seiner Regie wurde im Juni 1962 der erste eigene Sportplatz und das erste eigene Clubheim eingeweiht. Auf dem Gelände, an der damals noch nicht ausgebauten Ringstraße, bezog der Verein nun schon seinen vierten Sportplatz in der Vereinsgeschichte. Die Gemeinde Heisfelde stellte den Platz in einem 99-jährigen Erbbaurechtsvertrag zur Verfügung. Der Abschluss des Vertrags im Oktober 1958 Ist ein historisch bedeutsames Ereignis beim VfR Heisfelde. Erstmals hatte der Verein einen eigenen Sportplatz. Alle späteren Ansprüche, die der Verein gegenüber der Verwaltung geltend machen konnte, sind aus diesem Vertrag abzuleiten. Es wurde hiermit also schon 1958 ein
Grundstein für das heutige Sportzentrum an der Heisfelder Straße gelegt.

Erster eigener Sportplatz an der Ringstrasse
Man war zu diesem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass durch den Erwerb des eigenen Sportplatzes das Umsiedeln nun endlich ein Ende finden würde. Doch schon 1964 siedelte sich die Firma Lekkerland (heutiges Gebäude Ruma) an der Ringstraße neben dem VfR-Sportplatz an. Zudem kam das Autohaus Holler & Wiesner, das genau neben dem Platz eine Ausstellungshalle errichtete. Die Firma kaufte später das kleine Clubheim und war zudem am VfR-Sportplatz interessiert.
Dadurch kam der VfR Heisfelde schon 1965, also drei Jahre nach der Erstellung
des ersten eigenen Platzes zu seinem zweiten Platz. Am 21. August 1965 wurde das neue Clubheim und der Sportplatz (heutiges Hage-Baumarkt-Gelände) eröffnet. Der Verein konnte allerdings noch weitere 14 Jahre, also bis 1979, beide Sportplätze an der Ringstraße nutzen. Dann musste der erste Platz endgültig dem neuen Multi-Markt weichen. Der Spielbetrieb des Vereins war jedoch mittlerweile auf zwei Sportplätze eingestellt. Die Vereinsfunktionäre, allen voran der Vorsitzende Hermann Böse, suchten nach Möglichkeiten, den alten Standard wieder herzustellen.

1979 stand der Verein nur noch mit einem Platz da. Hermann Böse, der 1974 den altgedienten Heinz Siemens an der Vereinsspitze abgelöst hatte, schrieb im April 1979 einen Hilferuf an die Stadt Leer: "Wir bitten hiermit dringend um die Genehmigung, uns selbst auf dem südöstlichen Teilstück des Rademacherschen Geländes - anliegend an der Straße Am Bahndamm - provisorisch einen Sportplatz errichten zu dürfen, damit wir wenigstens im nächsten Spieljahr zwei Plätze zur Verfügung haben". Noch im Jahre 1979 schloss der VfR Heisfelde einen Duldungsvertrag mit der Stadt Leer, um gleich mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Der Vertrag wurde später in einen Pachtvertrag umgewandelt.
Der Platz, der insgesamt eine Summe von 180 000 DM verschlungen hatte, wurde im Mai 1981 mit einem Gastspiel der Altliga Mannschaft des Hamburger SV eröffnet. Wie sich später herausstellen sollte, war dieser Sportplatzbau der erste Schritt zur endgültigen Umsiedlung auf das Sportzentrum an der Heisfelder Straße.

Sieben Jahre später, im Jahre 1988, wurde durch mehrere Presseinformationen bekannt, dass die Multi-Markt-Betreiber auch den zweiten Sportplatz an der Ringstraße kaufen wollten. Es fanden dann auch erste Gespräche zwischen dem VfR-Vorstand sowie Hero und Fritz-Rudolf Brahms, den Geschäftsinhabern der Multi-Märkte, statt. Offiziell eingeleitet wurde das Umsiedlungsvorhaben aber erst nach der Jahreshauptversammlung vom 28. Juni 1989. Hier bestätigten die Mitglieder den Vorstandsbeschluss, auf das ehemalige Rademachersche Gelände umzusiedeln. Einwände gegen eine Umsiedlung kamen vom damaligen Bundestagsabgeordneten Günther Tietjen und aus der Riege der älteren Mitglieder. Der Ehrenvorsitzende Heinz Siemens befürchtete, dass der Verein nicht schuldenfrei aus der Umsiedlung herauskommen könnte. Nach zähen Verhandlungen verkaufte der geschäftsführende Vorstand des VfR Heisfelde im Juli 1991 aber doch das alte Clubheim. Hiermit wurde das neue Sportheim an der Heisfelder Straße finanziert. Einen Zuschuss in Höhe von 195 000 DM erhielt der Verein nur vom Landessportbund. Die Stadt Leer und der Landkreis Leer wurden durch das Bauvorhaben nicht belastet. Der Erbbaurechtsvertrag, der für das Gelände an der Ringstraße bestand, wurde im Februar 1992 aufgehoben und ein neuer Vertrag über die Fläche des Sportzentrums an der Heisfelder Straße wurde abgeschlossen. Am 10. August 1992 konnte dann endlich mit dem Bau des neuen Vereinsheims begonnen werden. Parallel hierzu wurde ein weiterer Sportplatz sowie ein Jugend- und Trainingsplatz erstellt. Nach einer 13monatigen Bauphase waren die Arbeiten abgeschlossen. Am 11. September 1993 wurde das Sportheim vom Vorsitzenden Johann Weers eröffnet. Er hatte sich schon für den Bau des ersten Fußballplatzes Am Bahndamm stark engagiert. Das Sportzentrum an der Heisfelder Straße ist das Lebenswerk von Johann Weers. Die gesamte Anlage wurde mit einer Sportwoche vom 3. bis 12. Juni 1994 offiziell eingeweiht.

Bert Volker Brahms

Aktuelle Ergänzung:
Im Jahre 2000 wurde mit der Stadt eine 1991 geschlossene vorläufige Vereinbarung über die Benutzung des Platzes am Bahndamm an Borussia Leer konkretisiert und erweitert.  Im Jahre 2002 wurden dann mit einem finanziellen Aufwand von ca. € 250.000,-- der neue Jugendplatz und der Kunstrasenplatz (Allwetterplatz) erstellt und in Betrieb genommen. Die Kosten wurden großenteils von der Stadt Leer übernommen und zwar im Tausch für den Verzicht auf den Platz am Bahndamm. Durch den erheblichen Mitgliederrückgang in den letzten 10 Jahren und wegen des hohen Renovierungsbedarf sowie wegen der hohen Energiekosten wurde in der Jahreshauptversammlung 2011 von den Mitgliedern beschlossen, das Vereinsheim zum Verkauf anzubieten und einen Neubau zwischen den Sportplätzen zu planen. Bis heute (Oktober 2015) konnte dieser Plan trotz erheblicher Bemühungen leider nicht umgesetzt werden..